Landschaftsbild

Größeres Bauerndorf im Nordosten des Kreises, 17,5 km südöstlich von Kolberg und 2 km vom nächsten Kirchdorf Fritzow gelegen;

Die Jaasder Feldmark wird von drei, sich in West-Ost-Richtung erstreckenden Verkehrslinien gekreuzt bzw. berührt: Nördlich des Dorfes verläuft die Eisenbahnlinie Belgard-Kolberg mit einem Haltepunkt für Jaasde, südlich des Dorfes zieht sich die Reichsstraße 124 entlang, die den Peuskebach kurz vor dessen Mündung in die Persante überbrückt; im Süden berührt die Persante das Gemeindegebiet. Das Dorf selbst liegt abseits der Verkehrsstränge, etwa l km von der Reichsstraße entfernt. Sonst kreuzten nur Landwege die Feldmark. ,

Das Jaasder Gemeindegebiet ist eine weiträumige, flachwellige Grundmoränenlandschaft, die nach Süden leicht ansteigt (Diestelberg 37,1 m, Mergelberg 27,8 m), um dann steil zur Persante abzufallen. Im Westen und Norden ziehen sich die Senken des Peuskebaches entlang, im Osten geht die Moränenlandschaft unmerklich in Fritzower Gebiet über. Mittlere Höhenlage 20-30m, in den Senken bis 14m abfallend, im Persantetal sogar nur auf 9 m über dem Meere. Die Reliefenergie, d.h. die Differenz
zwischen höchstem und tiefstem Punkt der Gemarkung, beträgt demnach 28 m.

Die Dörfer Degow und Ganzkow begrenzten Jaasde im Westen und Nordwesten, Poldemin im Norden und Fritzow im Osten; südlich der Persante erstreckte sich die große Peterfitzer Feldmark.

Wirtschaft und Verwaltung

In Jaasde gab es eine Spar- und Darlehnskasse (Rendant Paul Henke] und einen Haltepunkt an der Eisenbahnstrecke Belgard-Kolberg (1938: 9 Züge täglich, 24 Minuten Fahrzeit bis Kolberg); ferner eine Gastwirtschaft (Fritz Boneß), Gemischtwarenhandlung (E. Waldow), Schmiede (Erich Lüdke) und Schneiderei (Fritz Hengse).

Jaasde gehörte zum Amtsbezirk Fritzow (Amtsvorsteher:Syring in Leikow, Stellvertreter Henke in Jaasde), auch das Standesamt hatte seinen Sitz in Fritzow (Standesbeamter Ledebuhr). Kleinere Streitfälle hatte Schiedsmann Syring in Eeikow zu schlichten, für größere war das Amtsgericht in Kolberg zuständig. Die Polizeiaufsicht oblag dem Gend.-Amtsbereich Dassow, Gendarmerieposten Fritzow (Gend.-Hpt.Wachtmstr. Mogilawski). Letzter Bürgermeister war, schon seit den 20er Jahren, Paul Henke.

1939 waren in Jaasde 76,3 % der Einwohner in der Landwirtschaft beschäftigt, 10,3 % fanden ihren Unterhalt in Industrie und Handwerk sowie 1,8 % in Handel und Verkehr.

Ein Schützenverein unter der Leitung von Richard Heldt sorgte in Jaasde für gesellschaftliches Leben.

Siedlung

Jaasde ist ein regelmäßig angelegtes Angerdorf aus der Blütezeit der deutschen Ostsiedlung des Mittelalters.
Die Jaasder Feldmark umfaßte im Jahre 1931 890,4 ha; lag in Ausdehnung und Abgrenzung seit dem Mittelalter unverändert fest.


Gegen Ende des 18. Jahrhunderts zählte Jaasde 23 Feuerstellen (Brüggemann1784). Bis 1816, dem Zeitpunkt der ersten preußischen Volkszählung, war die Seelenzahl auf 153 gesunken, wohl eine Folge der französischen Belagerung Kolbergs und der Befreiungskriege. Dann stieg die Zahl der Bewohner aber rasch an, um 1864 mit 332 Personen einen ersten Höhepunkt zu erreichen (Wachstum 1816-64 um 117,0 %). Sie fiel dann leicht ab (verstärkte Ab- und Auswanderung seit 1861, dem Jahr der Einführung der allgemeinen Freizügigkeit in Preußen), um 1905 mit 401 Bewohnern den absoluten Höchststand zu erreichen. Nach dem 1. Weltkrieg ging die Einwohnerzahl zurück, jedoch nicht stetig, sondern nach jedem Absinken konnte der Rückgang wieder aufgefangen werden (Abnahme 1905-39 um 15,7 %).


1939 waren 174 der 338 Bewohner männlich (51,5 %), d.h. auf 100 Männer kamen 94 Frauen. Im gleichen Jahre zählte das Dorf 39 Kinder unter 6 Jahren (11,5 % der Bevölkerung), 57 Kinder im schulpflichtigen Alter (6 bis unter 14 Jahren; 16,9 %), 215 Personen im erwerbsfähigen Alter (14-65 Jahre; 63,6 %) und 27 Einwohner im Rentenalter (über 65 Jahre; 8,0 %). Nach der Stellung im Beruf gliederte sich die Bevölkerung von Jaasde in 85 Selbständige (25,1 % der Einwohner), 79 mithelfende Familienangehörige (23,4 %), 5 Beamte und Angestellte (1,5 %) sowie 134 Arbeiter (39,6 %).

Die Besiedlungsdichte ergab 1939 einen Wert von 38,0
Einwohner pro Quadratkilometer (Kreisdurchschnitt 193944,1 Einw./km2), 1905 sogar 45,1,1816 erst 17,2 Bewohner/km2.

Orts und Flurnamen

Der Ortsname, der 1263 erstmals in der Form laes erscheint, 1278 als jasde und 1288 als Jaze, ist wendischen Ursprungs, möglicherweise vom wendischen Wort für jaz = Wehr, Wehranlage abgeleitet.

Flurnamen :Peuskebac, Tr, Kirchweg , Diestelberg, Stallberg , Mergelberg , Kirchsteig, Hasenberg (8), Furdrigt (Moor), Bullenberg (Gemeindesandkuhle), Friedhof.

Mundart
Eine kleine Kostprobe der Jaasder Mundart mag folgende Anekdote geben:

Wo dei Joasdsche Höhossenbörnt würe

In Joasd was'e groot Dach. Julius Kruckowe sien Hochtied was. Fast janzJoasd was innörgt un noch manch ei'e ut de umliggende Dörper. Sehe lustig güngt doa tau. Bet jege Mirrach vom anre Dach güngt mit dem Danzen immer helle tau. Allet was in Hitz un Schweit. Dei meiste Mannslür harre de Rock all längst an dei Noagels hängt. Allet was in Hochstimmung. Dei Gesichte weere vo Schweit un Stoff all janz schmuddlig woare.

Mit eis keime twei Spoaßmoakers mit'n groot Waschbütt vull Woater rinne un säre: „nu wascht juw me eiste!" Dat was wat, wat e frisch Gesicht un koa'e Oagen gaff. Asdis Spoaß vorbi was, kam dei ull Syring ut Leokow, dei uk up'e Hochtied was mit eim Kalwestüppel vull Woater rinne un sär ganz urgemütlich: „Nu drinkt ma alle, ji Joasdsche Höhossen!" Alle verstünne Spoaß un drünke. Utnoahme gafft nich. Kei'e annet äs Karl Syring här oawerst mit der Joasdsche sone Spoaß moake düst.

Joasd =Jaasde (Dorf), Höhossen = Heuochsen (Spottname für die Jaasder), Dach = Tag, innörge = einladen, börnen = tränken (besonders von Kälbern), Mirrach = Mittag,Mannslür = Mannsleute, Rock = Jakett (auch Djekkt), Stoff = Staub, Syring ut Leokow (Amtsvorsteher Syring aus Leikow).

Schule

Jaasde hatte eine einklassige Schule, die 1913 erbaut wurde. Den Unterricht für die (1939) 41 Kinder, 22 Jungenund 19 Mädchen, versah zuletzt Lehrer Fritz Modrow, vor ihm Lehrer Gaulke (bis 1931). Zur Schule gehörten 6 Mg. 40 Ruth Land. Die Jaasder Katen hatten um 1860 eine Notschule.

1871 ergab die preußische Volkszählung, daß 92,3 % der Einwohner von Jaasde, die älter als 10 Jahre waren, lesen und schreiben konnten, nur 7,7 % waren damals Analphabeten.

Kirche

Jaasde war seit Gründung des Kirchspiels Fritzow 1263 nach dort eingepfarrt. Über den Kirchweg erreichten die sonntäglichen Kirchgänger das nachbarliche Kirchdorf, die Poldeminer gelangten über den Kirchsteig, der die Feldmark von Jaasde kreuzte und an den Jaasder Katen vorbeiführte, zur Fritzower Kirche. Die Bevölkerung von Jaasde war immer rein evangelisch.

Geschichte

Jaasde tritt erstmals ins Licht der Geschichte, als der Camminer Bischof Hermann v. Gleichen im Jahre 1263 die Fritzower Kirche mit 4 Hufen und Weiden ausstattete und ihrem Sprengel die Dörfer Lübchow, Klaptow, Peterfitz, Jaasde, Leikow und Poldemin zuwies. Obwohl in der Urkunde von 1276 nicht genannt - in der dem Kolberger Domkapitel dessen umfangreicher Besitz bestätigt wurde -stand zumindest wenig später diesem der Zehnte aus Jaasde auch zu, wie wir aus dem Jahre 1288 erfahren, als unser Dorf an das Nonnenkloster zu Kolberg-Altstadt kam. Dieses Kloster verkaufte 1336 seine 2 Hufen in Rossenthin an das Domkapitel, um von dem Erlös von 120 Mark Finkenaugen die Bede in Jaasde von Jutta v. Heydebreck, der Witwe des Ritters Henning v. //., und deren Söhnen Henning und Bertram zuerwerben.

Nach der Reformation und der damit verbundenen Umwandlung des Klosters in ein adeliges Damenstift wurde Jaasde ein Dorf des neugeschaffenen Amtes Kolberg. Lange hören wir dann nichts aus der Geschichte des Dorfes, bis uns 1784 Brüggemannin seiner ausführlichen Beschreibung von Vor- und Hinterpommern mitteilt, daß es in „Jasde" 13 Bauern mit dem Schulzen, 2 Kossäten, 3 Büdner - insgesamt 23 Feuerstellen - gäbe.

Der Ort rechnete damit damals zu den mittelgroßen Siedlungen des einstigen „Fürstenthums Cammin", zu dem er bis zu dessen Auflösung 1872 gehörte.

Die Separation, d.h. die Aufteilung des gemeinschaftlichen Besitzes, wurde in Jaasde 1815-18 durchgeführt; als Folge davon entstanden die Jaasder Katen (s.u.). 1836-39 wurde die „Steinbahn" (Chaussee) Körlin-Kolbergdurch den südlichen Teil der Jaasder Feldmark erbaut, 1859 folgte die Eisenbahn nördlich am Dorf vorbei; in den 20er Jahren unseres Jahrhunderts erfolgte die Versorgung mit elektrischem Strom.

Am 7. März 1945 rückte die Rote Armee in Jaasde ein; das Dorf erlitt nun ein ähnliches Schicksal wie alle Dörfer des Kolberger Landes. Den schweren Ereignissen der sowjetischen Besetzung folgten Verschleppung bzw. Flucht oder Ausweisung der deutschen Bevölkerung und Übernahme der Höfe durch die Polen. Heute gehört das Dorf unter dem Namen Jazy zur polnischen Großgemeinde Degow, in der es eine eigene Bürgermeisterei (Schulzenamt) bildet.

Wohnplätze
JAASDE, Eisenbahnwärterhaus

Nur im Gemeindelexikon von 1871 genannte Wärterhäuser an der 1859 eröffneten Eisenbahn Belgard-Kolberg (Zweigstrecke der „Hinterpommerschen Eisenbahn"). Die zwei Häuser zählten damals zusammen 12 Einwohner. Auf späteren topographischen Karten erscheinen sie nicht mehr - sie wurden wohl nach der Errichtung des Haltepunktes Jaasde überflüssig.

JAASDER KATEN

Gruppe von 14 Ausbauten im Nordosten der Jaasder Feldmark, etwa 1,5-2,5 km vom Dorf entfernt jenseits der Bahnlinie. 1871 zählte die „Colonie" 105 Einwohner, 1885: 97,1895: 80 und 1905 73 Personen.

Die Siedlung entstand nach der 1815-18 beschlossenen und bis 1825 durchgeführten Separation in Jaasde, in der die Jaasdeschen Hütungen aufgeteilt und aufgesiedelt wurden. Die neuen Höfe waren Büdnerstellen, zumeist 18-28 Mgn. groß. Die auf dem Dorfplan mit den Ziffern 15 bis 22 bezeichneten Höfe waren die ersten, die damals angelegt wurden.

Nach wie vor gehören die Jaasder Katen auch heute noch zum Dorf Jaasde; die Polen nennen die Ausbauten jetztJazdte. ,

Quellen und Literatur

Einwohnerbuch f.d. Landkr. Kolb.-Körlin 1937, S. 93-94.-Pomm. Urkundenbuch Bd.II, Urk. Nr. 1109; III, 1471;VI, 3958: X, 5382, 5394, 5404.- Dt. Reichsadreßbuch f. Ind., Gew., Handel 1941/42, IV, S. 1305.- Nach persönl. Angaben v.Erich Wulffy fr. Ganzkow.-

Berghaus, H.: Landbuch, S. 260-261.- Brüggemann, L.W.: Beschreibg. v. Pomm., Bd. II/2, S. 531.- CourtoisJ.: Kolb.- Körl. Kreis, S. 139.- Ergebn. d. Grund- u. Gebäudeveranlagg. Reg.- Bez. Köslin, Kr. Fürstenthum, S. 18-25.- Gemeinde-Lexika v. 1816, 1871,1885, 1895, 1905 u. 1925.- Gemeindestatistik 1939, 2, S. 24.- Amtl. Gemeindeverz. f. d. Deutsche Reich 1933 u. 1939.- Landwirtschaftl. (Güter)-Adreßb.v. 1939, S. 233.- Haus- bzw. Heimatkalender Kolb.-Körlin
1912-13,1922,1925-38.- Hoogeweg, H.: Klöster Pommerns, I. S. 357, 359, 365, 376, 385.- Kreisbl. f.d. Fürstenth. Camin,1857, No. 30. - Schlemmer, K.: Ortsnamen, S. 11.- Topogr.Karte 1:25 000 1860, Degow, Berlin 1941.